Schriftliche PrüfungGut zu Schaffen! Zeitablauf Die Arbeiten sind jeweils um 16 Uhr abzugeben. Überziehungen von 15 bis 20 Minuten werden aber z.T. akzeptiert. Ab 13 Uhr darf man mit seinem fertigen handschriftlichen Konzept zur Schreibkraft zum Diktieren gehen. Leider kann man kein Diktiergerät benützen! In einigen Bundesländern darf man es aber verwenden - siehe Forum. Spätestens um 14 Uhr sollte man aber wirklich gehen. Für die Arbeiten im Öffentlichen Recht (Beschwerde) und Strafrecht (Rechtsmittel) ist üblicherweise genug Zeit. Im Zivilrecht (Klage, KB und Urteil!) könnte die Zeit aber knapp werden. Tips zu den einzelnen Bereichen finden Sie zu Beginn der Beispielfälle (derzeit noch nicht abrufbar). Da der Hinterausgang Wickenburggasse nur bis 16 Uhr benützbar ist, muss man beim Verlassen des Gerichts einen langen umständlichen Weg zum Vorderausgang nehmen. Sollte jemand viel Literatur oder Musterfälle mitnehmen, empfehle ich daher keine grossen Taschen, sondern Koffer mit Rädern. Wird man abgeholt, ist ein guter Treffpunkt das Cafe-Restaurant Adam , wo sich viele Kollegen nach der Prüfung treffen. Alle an diesem Tag antretenden Kandidaten arbeiten ihre Fälle in einem Zimmer aus. Die rund acht bis zehn Kandidaten erhalten unterschiedliche Fälle. Immer ist eine Aufsichtsperson anwesend. Das Aufsuchen der Toilette ist - hintereinander - möglich. Unterlagen, Bücher Die Standardwerke können in der Bibliothek des Schulungszentrums entliehen werden. Man hat zu diesem Zweck ein Formular auszufüllen und kann sich die gewünschten Bücher in einen Wagen legen. Nach einer Kontrolle kann man den Wagen in den Prüfungsraum schieben. Um nicht in Zeitdruck zu geraten, haben mein Prüfungspartner und ich die Formulare bereits am Vortag ausgefüllt. Wir haben auch bereits einen Tag vor der Prüfung die Bibliothek besichtigt, da wir wissen wollten, welche Bücher wir nicht mitnehmen müssen: In ausreichender Anzahl und in aktueller Auflage vorhanden sind die Standardwerke (Rummel, Dittrich/Tades, Leukauf-Steiniger, Foregger-Kodek, u.a.) und die gängigen Lehrbücher. Nicht vorhanden sind Mustersammlungen (Hule-Heinke, Schimkovsky, etc.). Ab 9 Uhr ist es möglich sich Bücher von der Bibliothekarin des Schulungszentrums bringen zu lassen. Zwischen Bestellung und Erhalt kann jedoch einige Zeit (rund 30 Minuten) vergehen. Die Aufsicht kümmert sich meist nicht darum welche Unterlagen verwendet werden. Nach Rückfrage bei der Aufsicht ist auch (wortloses) Austauschen von Büchern unter den Prüflingen gestattet. Während der Prüfung darf man die Bibliothek nicht benützen. Es kann daher vorkommen, dass in der Bibliothek zwar genau die passenden Bücher stehen, die man aber nicht bestellen kann, weil man sie nicht kennt. Ich habe mir daher alle einschlägigen Verlagskataloge (Manz, Orac, Verlag Österreich, WUV) zur Prüfung mitgenommen. Dadurch konnte ich genau das passende Buch - in der aktuellen Auflage - bestellen. In meinem Fall war das u.a. ein Kommentar zum Gerichtsgebührengesetz. Ist eine angeforderte Zeitschrift beim LG nicht greifbar, wird sie beim OLG angefordert. Auch das kann etwas dauern. Mein Partner und ich haben uns auch einen Tag vor der Prüfung die Bibliothek angeschaut. Die gut sortierte Bibliothek hat uns nicht nur sehr beruhigt, sondern uns auch viel Schlepperei erspart! Die verwendete Literatur ist auf einem Beiblatt anzugeben. Dieses habe ich schon vorher vorbereitet und dadurch immerhin ein paar Minuten gespart. Für das besondere Verwaltungsrecht gilt: Es ist möglich, dass man keine geeigneten Werke aus der LG -Bibliothek entlehnen kann. Dies z.B. weil ein Richter gerade damit arbeitet. Da die Spezialliteratur meist nur einfach vorhanden ist, sollte man sich diese selbst mitnehmen. Hat man nicht die Möglichkeit sich aus seiner Kanzlei Spezialliteratur auszuborgen, sollte man sich rechtzeitig um eine Bibliothekskarte von der Universität bemühen. Von dort können viele Bücher zur Heimentlehnung entliehen werden. BenotungNicht immer wird eine Benotung der schriftlichen Arbeit bekanntgegeben. Entscheidend für das Bestehen der Prüfung ist auch nicht der Notendurchschnitt, sondern der Gesamteindruck der schriftlichen und mündlichen Leistung. Selbst drei sehr gut oder ausgezeichnet sind keine Garantie für ein Durchkommen! Das gilt aber auch umgekehrt: Sogar bei einer missglückten schriftlicher Arbeit ist ein postives Ergebnis möglich. Dies gilt selbst dann, wenn man in diesem Gegenstand mündlich befreit ist (z.B. Strafrecht). Kommentare von Besuchern:Nicht verzagen, wenn man eine schriftliche Arbeit völlig verhaut: Mündlich kann man das Thema dann nochmal besprechen und zeigen, daß man es doch verstanden hat, weitere Konsequenz hat es anscheinend keine, selbst wenn man mündlich kein Gott ist. Kleidung, Essen und TrinkenAnzug und Krawatte sind nicht vorgeschrieben. Die Prüfer sind gewöhnlich nicht anwesend. Man muss sie daher nicht durch “standesgemässe” Kleidung von seiner Seriosität überzeugen. Wie schon in der Schule kann der kleine Hunger zwischendurch mit einem Jausenbrot oder einem Packerl Mannerschnitten gestillt werden. Der Getränkeautomat vor der Bibliothek darf während der Prüfung aber nicht benützt werden, weshalb auch hier ein Kaukau (mit Strohhalm) die passendere Alternative darstellt. Selbstverständlich gehören für diese sportliche Ausdauerleistung auch pure Energielieferanten wie Müsliriegel, Traubenzucker oder Energiedrinks ins Gepäck! TrinkgeldEs ist üblich, seiner Schreibkraft für alle drei Tage rund € 30,- zu geben. Das steht aber nirgends und wird von den Schreibkräften auch nicht gefordert. Es könnte aber sein, dass man nach 16 Uhr noch Verwendung für die Sekretärin hat (zum Weiterschreiben meine ich natürlich). In diesem Fall könnte ein kleines "Überstundenentgelt" vielleicht die Bereitschaft steigern länger zu bleiben oder schneller zu tippen. Man bedenke, dass es sich um Staatsangestellte handelt, die - so ein hartnäckiges Gerücht - nicht wie wir täglich Überstunden machen. Dabei ist zu beachten, dass man normalerweise an allen drei Tagen die gleiche Sekretärin hat. Das muss aber nicht sein. So hatte eine Kollegin von mir Pech: Sie hatte jeden Tag eine andere Sekretärin, zahlte aber die ersten beiden Tage jeweils bis zum Ende. Mündliche PrüfungDie Prüfung findet rund zwei bis vier Wochen nach der schriftlichen Prüfung statt. Sie dauert von 9.00 Uhr bis ca. 13.00 Uhr
. Wer besonders “schlau” ist braucht etwas länger um die Kommission von seinem Wissen zu überzeugen. Um Durchzukommen, muss man zumindest einen Anwalt und den Vorsitzenden (einen Richter) von seiner positiven Leistung überzeugen (§ 24 RAPG). Wieviel Kandidaten die Prüfung schaffen und was Durchfallen bedeutet steht auf dieser Seite. § 24 RAPG: Entfall der Bestimmung, dass gegen die Stimmen beider Rechtsanwälte das Gesamtergebnis der Prüfung nicht auf „bestanden“ lauten kann. Kommentare von Besuchern:Zur mündlichen Prüfung allgemein scheint wirklich ziemlich wichtig zu sein, irgendwas zu plappern, auch wenn es nicht 100% die Antwort ist. Das persönliche Verhalten, daß man bei der Prüfung zeigen sollte, muß anscheinend in einer Mischung aus Erfurcht, Unterwürfigkeit, Höflichkeit, leichter, aber nicht zu großer Nervosität gepaart mit der Fähigkeit, zu allem zumindest irgendetwas sagen zu können und natürlich getragen von einem fundierten (Detail-) Wissen zumindest hinsichtlich der Walzen. Was anscheinend nicht beliebt ist, ist übertriebenes Selbstbewußtsein, Widersprechen oder gar Präpotenz. Auch scheinen Großkanzlisten nicht so beliebt zu sein, vielleicht weil sie gelegentlich zu Selbstbewußt auftreteten. Dr. Nechwatal erwähnte beim Vorstellungsgespräch ausdrücklich die deutschen Kandidaten, "an deren Selbstbewußtsein und Selbsicherhheit sich man ein Beispiel nehmen könne, es aber verblüffend sei, dann festzustellen, daß diese oft nicht einmal wissen, was eine Bezirkshauptmannschaft ist." Die Durchfallsquote scheint gerade bei diesen sehr hoch zu sein. Zum Thema abschichten: Hervorragend ist sicher Strafrecht, ich hattte weiters Bürgerliches und Handelsrecht, daß kam aber natürlich zum Teil wieder beim Vertragsverfasser. Ich hätte lieber ZGV weg gehabt! Auf meine Frage an den Strafrechtsprüfer, was denn sei, wenn man schriftlich in Strafrecht durchfalle, es aber mündlich nicht habe, meinte dieser, daß man dieses Problem schon öfter besprochen habe, aber zu keiner Lösung gefunden habe. Das klang fast so, als wäre auch das letztlich kein Problem sei, wenn man sonst (vor allem mündlich in den anderen Fächern) gut ist. idF 08/06/21 - - www.konzipient.com - www.konzipient.at © Mag. Clemens Binder-Krieglstein |